S01E06 // The Room

Directed by: Rodrigo Garcia
Written by: Christian Taylor
Dts.: Das geheime Zimmer

Mildred "Hattie" Effinger Jones
April 16th, 1920- March 21st, 2001



Der blinde Fleck in der Vergangenheit kann einen zur Verzweiflung bringen. Umso mehr, wenn die Chance auf Aufarbeitung im wahrsten Sinne des Wortes gekillt wird. Nate ist in der Hinsicht natürlich der geprügeltste der Fishers. Umso spannender ist seine Erfahrung in dieser Folge, die ihm nicht nur offenbart, dass sein Dad ein ziemlich komisch-mysteriöser Typ war, sondern auch immer mehr klar macht, dass Dad ihn bewundert hat, für seine Entscheidung abzuhauen. Schuld wird zu Lob. Der Marihuana-Deal einerseits und das geheime Zimmer andererseits sind die Eckpfeiler dieser Erkenntnis, wobei letzteres filmisch schlichtweg grandios in Nates kurzer Traumsequenz umgesetzt wurde. Sein Vater als Killer, Säufer, Freiheitskämpfer. Und Nate kannte ihn nicht mal.

Auf der anderen Seite erleben wir Anfänge und Abweisungen. Ersteres bei den Funken, die zwischen Billy The Unheilvoll und Claire The Neugiersnase springen. Letzteres zwischen Ruth und Hiram (der auch gleich von David eine symbolische Ohrfeige erhält). David wiederum muss sich von Tracy The Nervtötende schützen, und Ruth findet nach der Begegnung mit Hiram in Nikolai The Blumenhändler einen Nebenbuhler ohne Hauptbuhler.
Großartig bleibt die Performance von Alfred Jones, dem Witwer nach 56 Jahren Heirat, der nicht nur eine großartige Definition von Liebe präsentiert, sondern das Fisher-Haus als Campingplatz toll umdeutet. Trauer kann dauern. Und manchmal muss sie das auch.
Das »offene Buch« namens »Charlotte - Light And Dark«, das Brenda sein soll, entpuppt sich als Claires Jugenddepressionslektüre: Brenda The Mysterious wird immer mehr zu Brenda The Genius. Was uns natürlich zur Frage führt, ob das Claire bei der Sinnsuche eher helfen, oder behindern wird. Was bei der Offenbarung der Geheimnisse auffällt, ist dass es eben nicht die Story-inhärente Soap Opera-Notwendigkeit der Intrige ist, die den Big Twist oder ähnlichen Narrations-Schmonz herbeiführt, sondern eine, äh… organische Art der Entblätterung, eine Art, die uns Zuseher nicht klüger macht, als die Figuren – was nicht heißen muss, dass das immer so bleiben wird. Aber am Anfang, in dieser ersten Staffel, ist es gut mit ihnen, bei ihnen zu sein. Um die Arbeit, die hinter jeder Entblätterung und Verarbeitung steht, auch zu spüren.

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